Theater? Was findet man hier
Einer meiner Schwerpunkte war und ist die Theaterwelt.
Ob als Techniker, Bühnenarbeiter, Beleuchter oder aber auch als Bühnenbildner, Lichtdesigner und hier und da auch in einer kleinen Rolle, immer war das Theater für mich ein Medium, mit den verschiedensten Mitteln des Theaters die Inhalte an das Publikum weiter zu geben.
Dabei will ich hier nicht meine Tätigkeiten im Bereich Theater auflisten. Das kann ich in einer Tabelle schneller und einfacher. Worum es mir geht, ist mein Verständnis, meine Überlegungen, ja meine Hintergründe für das Theater im Allgemeinen und den Theaterstücken im speziellen aufzuzeigen.
Deswegen wird auf dieser Seite nicht eine Beschreibung von Theaterstücken und was ich da alles tolles gemacht habe aufgezählt, sondern vielmehr versuche ich (und ich hoffe, es gelingt mir) meinen Weg bei den einzelnen Theaterstücken zu beschreiben.
Ich glaube, dass es wichtig ist, gerade in dem wichtigen Zusammenspiel von Autoren, Regisseuren, Schauspielern, Bühnenbildnern/Lichtdesignern und der Technik (vom sogenannten Bühnenarbeiter über die Werkstätten bis hin zu den Verantwortlichen bei der Aufführung), das man eine gemeinsames Ziel, ja eine gemeinsamem Idee hat.
Natürlich ist auch Theater nicht immer etwas hoch intellektuelles. Wenn man zum zwanzigsten mal "Warten auf Gordot" als Techniker betreut hat und das schlimmste ist, dass man nach einer guten Stunde Nichtstun in der Regie seinen Einsatz für den Lichtwechsel nicht verpasst, dann kann Theater auch zur schnöden Arbeit werden. Auch wenn man das dritte mal in der Woche die Bühne umbaut, dann ist das keine Erfüllung, sondern ein Knochenjob, der in einem kurzen Zeitfenster erledigt werden muss. Geht dann auch noch ein wichtiger Scheinwerfer kaputt, dann hat man auch schon mal einen Fluch im Mund.
Man kann sicher schon an den kurzen Erläuterungen erkennen, dass ich mich in vielen Bereichen des Theaters bewegt habe.
Theaterstück: Endstation Sehnsucht
Endstation Sehnsucht von Tennessee Williams, seit der Verfilmung mit Marlon Brando ein Klassiker. Im eigentlichen Theaterstück spielte der damals unbekannte Marlon Brando bereits die Rolle des Stanley Kowalski, der Ihn in der späteren Verfilmung zu einem Weltstar machte.
Nun sollte dieses durch den Erfolg belastete Stück im Kölner "theater im bauturm" inszeniert zu werden. Klaus Prangenberg¹, bereits als Schauspieler im "theater im bauturm" beschäftigt gewesen, will eine modernisierte Überarbeitung des Klassikers in diesem Privattheater inszenieren. Man kann es als sein Regiedebüt bezeichnen.
Es war spannend zu lesen. Ich habe die Anfrage, ob ich mir vorstellen könne dazu ein Bühnenbild zu machen bejaht.
Klaus hat die Geschichte in die moderne Welt der Medien projiziert. Manch einer mag kritisieren, das damit der Südstaatenflair verloren ging. Dies war aber meiner Ansicht nach, das Opfer, das man durch die Übertragung eingehen musste. Wobei es genau genommen nur durch die Kälte der Moderne nicht mehr diesen für uns verklärte Atmosphäre hat. Die Lebensumstände haben sich nicht geändert.
Als Lebensmittelpunkt wurde der Fernseher. Statt über Nachbarn zu tratschen wurde über die letzten Folge der Dailysoap gesprochen. Dies war für mich fremd und ich wusste nicht, ob dies der Sache entspricht. Wie so oft kommt da Kommissar Zufall und öffnet einem die Augen. Ich fuhr während der Anfangsphase dieser Produktion mit der Straßenbahn. Das Gespräch, das ich dabei zuhören konnte, bestätigte Klaus mit seiner Übertragung in die Moderne. Über mehrere Sitze hinweg unterhielten sich da mehrere junge Erwachsene über eine Dailysoap im Fernsehen. Man stellte Vermutungen an, berichtigte den anderen mit Tratsch aus einer anderen Folge und das Gespräch wurde so geführt, als ob man über die Familien im Nebenhaus tratschen würde. Das es sich dabei auch noch um die Dailysoap "Verbotene Liebe" handelte, die auch noch den Kommunikationsmittelpunkt der Inszenierung sein sollte, war dann noch das Sahnehäubchen auf diese Begegnung der "modernen Art".
Schnell war für mich klar, dass die Anonymität das moderne Problem und Klammerung von Stella und Stanley im hier und jetzt sind. Der Tratsch, im Original der bunter Fleck in der Eintönigkeit des täglichen Seins, im Hier und Jetzt der Flimmerkasten. So wurde es für mich wichtig, diese Eintönigkeit mit meinen Mitteln zu unterstützen. Vorgestellt hatte ich mir ein kleines Apartment in einer Wohnungssiedlung.
Gebraucht werden ein Schlafzimmer, ein Bad, eine Küche und der Wohnraum. Es ist die Enge, die das Stück zuletzt Eskalieren lässt. Es fehlt die Distanz und Intimität zwischen diesen so grundverschiedenen Menschen. Dies sollte fühlbar sein. So gibt es keinen Flur, sondern ähnlich wie in einem Einzimmerapartment nur eine Eingangsnische. Von dort geht es in das Bad. Das Schlafzimmer geht unmittelbar vom Wohnraum ab. Die Küche modern, halboffen im Raum integriert mit einer großen Durchreiche, die gleichzeitig wie ein hoher Tisch mit Barhockern ist. Eine Komposition, die der Enge und dem Trend geschuldet ist. Eine Komposition, die wie alles die eigentliche Leere übertünchen soll. Da ich an das Unterbewusstsein der Zuschauer glaube, waren alle Bühnenelemente gleich breit. Auch das Regal mit dem überdimensionalen Fernseher drauf, als Zentrum des Wohnraumes war dieser Gleichförmigkeit untergeordnet. Selbst der Teppich bestand aus ebenso breiten Streifen, die mit einer kleinen Lücke auf den Boden verlegt wurde. Die Farben der Wände, des Regals und dem Bettsofa (auf dem Blanche als Gast schlief) waren nur in Nuancen unterschiedlich. So schwach, dass man den Unterschied nur im direkten Vergleich sah.
Der Fernseher als den heutigen Lebensmittelpunkt war dann auch der Blickfang im Bühnenbild. Massiv, dunkel, und wenn er angeschaltet wird leuchtend und seine Aufmerksamkeit fordernd. Die neuen ‘Nachbarn‘ sind die Schauspieler bei "Verbotene Liebe" und das moderne ‘Pokern‘ ist das Spielen mit Nintendo. Als Macht, nicht nachdenken zu müssen.
Getragen wurde das Stück durch die hervorragenden Schauspieler, die dies Stück über mehrere Spielzeiten zu einem Publikumsmagneten werden ließen.
Das ich dieses Stück als erstes präsentiere hat seinen Grund. Es ist nicht nur ein Stück, das meiner Meinung nach durch diese Inszenierung den Sprung in die Moderne geschafft hat. Es war auch die Inszenierung mit der ich meine praktische Projektarbeit für meine Meisterprüfung zum "Meister für Veranstaltungstechnik" bestritten habe. Besonders spannend für mich und auch die Prüfer war dass hier keine Schwierigkeit ausgelassen wurde. So wurden bei dem Stück elektrische Geräte in der Szene betrieben, es gab "gefährliche Szenen" mit Messer und offenes Feuer. Also alles was ein sicherer Stolperstein für eine solche Prüfung sein kann.
Mitgewirkt haben:
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Blanche - Eva Spott
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Stella - Annette Frier
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Stanley - Thomas M. Held
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Mitch - Volker Büdts
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Junger Mann - David Hammeln und Fabian Quast
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Fernsehdarsteller - Nadine Brandt, Freya Trampert, Daniel Wiemer (spezielle Szenen für das Stück mit der Produktion "Verbotene Liebe")
Weitere Produktionsbeteiligte:
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Regie - Klaus Prangenberg
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Regieassistenz - Thomas Schrage
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Kostüme - Stefanie Bold
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Bühne/Licht - Georg Slobodzian
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Schnitt und Gestaltung Video - Julian Tyrasa
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Regie am Set "Verbotene Liebe" - Walter Franke
¹ Klaus Prangenberg
Bekannt wohl am ehesten als "Professor", bei TV-Kaiser. Eine Persiflage auf die Inflation der Talkkultur im TV. Man kann sagen, das diese von der Wirklichkeit eingeholt wurde.